In dem folgenden Beitrag möchten wir euch 1:1 wiedergeben was unser Markus von den ü35 Fußballern vor Kurzem an Glück erfahren durfte. Er hat uns einen Erfahrungsbericht geschrieben, der es einfach Wert ist zu lesen, deswegen präsentieren wir euch „unseren“ Goldjungen 😉 ungefiltert!
Rom 2022…… Wettkampfbericht:
Mein letzter internationaler Wettkampf als „Profi“ fand in Rom statt, nun, gut 20 Jahre später an gleicher Stelle bestritt ich meinen ersten internationalen Wettkampf bei den „Alten“, gleich eine Europameisterschaft. Durch Corona war die Vorbereitung ziemlich durchwachsen, sodass ich nicht ganz mein gewünschtes Programm springen konnte, ich war aber dennoch optimistisch. Am 23.08. ging‘s los im Gepäck viel Aufregung und jede Menge Badehosen ;-). Der Flieger startete pünktlich von Berlin in die Ewige Stadt. Wir als Dresdner Trainingsgruppe haben uns in bester Citylage eine Ferienwohnung gemietet, um dem Trouble im offiziellen EM-Hotel ein wenig aus dem Weg zu gehen und uns in Ruhe auf den Wettkampf vorzubereiten. 2 Tage Einspringen und sich an die Anlage gewöhnen wollten wir natürlich auch nutzen, dabei ist es wichtig, im Training nicht zu viel zu wollen, sodass der Körper nicht schlappmacht.
1. Wettkampftag:
Am 26.08. war es dann soweit, erster Wettkampftag und auch mein erster Wettkampf, 3 Meter, 7 Sprünge, volle Konzentration. Das Teilnehmerfeld war gut besetzt mit alten Bekannten aus „Profizeiten“ und auch neuen Gesichtern aus insgesamt 7 Nationen. Die äußeren Bedingungen waren Top, 29 Grad die Sonne schien. Kurz vor dem Wettkampf verflog meine Aufregung, dann erster Sprung gut ins Wasser gebracht, das gibt Sicherheit, Platz 2 nach 2 Sprüngen. Der 3. Sprung war Sch…… ich fiel auf Platz 4 zurück, jetzt hieß es, kämpfen. Sprünge 4-6 sehr solide, aber nicht Überragend und nach Patzern der Konkurrenz habe ich mich wieder auf Platz 2 vorgearbeitet. Dann der letzte Sprung, der schwerste Hop oder Top. Platz 1 war nicht mehr in Reichweite, der Italiener sprang einfach zu sicher und mit einer schwereren Wettkampfserie, aber Platz 2 wollte ich mir nicht nehmen lassen. Im Einspringen vor dem Wettkampf hatte ich den letzten Sprung so Semioptimal gemacht. Von außen bekam ich die letzten Hinweise, worauf ich achten soll, ich gehe den Sprung nochmal im Kopf durch. Jetzt bin ich dran, der Schiedsrichter pfeift den Sprung an, ich stelle mich an die Brettspitze und springe ab. Im Ansatz des Sprunges habe ich schon gemerkt, der wird gut, hoch abgesprungen, schnell gedreht, zum Wasser orientiert und schön eingetaucht. Unter Wasser hörte ich schon den lautstarken Jubel meiner Teamkameraden und ich war mir sicher, das ist Platz 2. Aufgetaucht, ging mein Blick zur Anzeigetafel, Wertungen zwischen 7,5 und 8,5 brachten in der Gesamtheit über 60 Punkte und die Vizeeuropameisterschaft.
2. Wettkampftag:
Samstag, üblicher Weise eigentlich Spieltag auf der grünen Wiese bei den Alten Herren des BSV. Heute nicht, es stand der Wettkampf vom 1M Brett auf dem Programm, ich war guter Dinge ein ähnlich gutes Ergebnis wie am Vortag zu erzielen. Mein Wettkampfprogramm war vom Schwierigkeitsgrad am höchsten im gesamten Starterfeld, nun galt es die Sprünge auch gut ins Wasser zu bringen. Das Einspringen vor dem Wettkampf war ganz okay. Bis zum Wettkampfbeginn hatte ich noch Zeit und gönnte mir noch einen italienischen Espresso, quasi als „legales Dopingmittel“. Dann der Einmarsch zum Wettkampf, Vorstellung des Kampfgerichtes, volle Konzentration. Die ersten Sprünge liefen Super, alles Wertungen zwischen 7,5 und 8,5. Dann der Rückwärtssalto, oft ein Wackelsprung bei mir, aber heute nicht, Wertungen zwischen 6,5 und 7,5, läuft, dachte ich mir. Die nächsten beiden Sprünge gingen wie von alleine. Nun, letzter Sprung, wieder der Schwerste, volle Konzentration. Wenn ich den gut ins Wasser bringe, bin ich Europameister. Ich stehe auf dem Brett, der pfiff ertönt, ich laufe an, jetzt bloß gut das Brett erwischen, gelingt, ich kann das Brett Butterweich bis ins Wasser drücken, Drehung läuft super, Sprung öffnen und eintauchen. Nicht ganz perfekt, Wertungen 7,0 und 7,5, aber es reicht. Ich bin Europameister!!!!!! Wahnsinn, ich kann’s gar nicht glauben. Meine Trainingsgruppe springt mir um den Hals, Jubel, Jubel, Jubel……….. Goooooold!
3. Wettkampftag:
Es geht ohne Pause weiter, Sonntag, heute der Erste Mixed Synchron Wettkampf mit meiner Synchronpartnerin Maria vom 3M Brett. Das Einspringen gestaltet sich schwierig, Maria hatte am Vormittag noch Ihren Einzelwettkampf vom 3M Brett, sodass uns an dem Tag nur die kurze Mittagspause zum Training blieb. Nichtsdestotrotz waren wir guter Dings, auch wenn das Starterfeld nur so vor starker Konkurrenz strotze, besonders die Niederländer und Italiener taten sich hier vor. Wir waren natürlich aufgeregt ob der fehlenden Erfahrung in dieser Disziplin. Die ersten beiden Sprünge liefen ziemlich gut, wir waren 3. mit knapp 11 Punkten Rückstand auf Platz 1. Jetzt kamen unsere beiden Kürsprünge, die waren beide eher so Durchschnitt, nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich gut genug um eine Medaille zu gewinnen. So wurde es am Ende Platz 5.
4. Wettkampftag
Heute stand eine ganz neue Disziplin auf dem Programm, Teamspringen. Das bedeutet, 3 Springer bilden 1 Team, es müssen von jedem Teammitglied jeweils 2 Sprünge gezeigt werden, die Teammitglieder können dabei wählen wer welchen Sprung von welcher Höhe springt. Ich sprang mit Maria und Dorit, 2 meinen Trainingskameradinnen. Ich habe mich für einen Sprung von 1M und einen Sprung von 10M entschieden. Ich habe leider nicht bedacht, dass ich schon seit geraumer Zeit nicht mehr von 10M gesprungen bin, sodass ich die Verletzungsgefahr unterschätzte. Im Einspringen hat es noch super geklappt und ich bekam für meinen Auerbachschraubensalto von 10M Applaus. Da merkte ich aber schon der Trizeps Muskel macht zu, so dass ich meine Arme nicht mehr richtig zum Eintauchen durchstrecken konnte, Worstcase im Wasserspringen. Bis zum Wettkampf habe ich dann auch dank der Physioabteilung den Muskel wieder halbwegs „Weich“ bekommen. Der Wettkampf startete, wir waren als 5. Team an der Reihe, 1. Sprung von 1M war Super von Dorit, wir lagen in Front, dann ich mit dem 2. Sprung von 1M, so lala, aber durch den hohen Schwierigkeitsgrad noch ordentlich Punkte geholt. Dann die beiden Mädels mit ihren Sprüngen von 3M, richtig gut, so dass wir unsere Führung ausbauen konnten. Nun die letzten beiden Sprünge vom Turm, Maria sprang ihren Sprung sehr gut und wir lagen weiterhin in Front. Nun war ich an der Reihe, ich spürte noch immer die Schmerzen im Trizeps und die Angst mich noch schwerer zu verletzen. Zwei Dinge in meinem Kopf, den Sprung genauso machen wie im Einspringen und nur nicht verletzen. Eine ganz besch…..Kombination, ich stand an der 10 M Kante den Blick aufs komplette Schwimmstadion, ein geiler Ausblick!!!!!! Auerbauch, das bedeutet Vorwärts stehen und Rückwärts drehen, dazu noch eine Schraube. Ich sprang ab, super Ansatz, gut gedreht und geöffnet, dann zum Wasser orientiert, Arme zum Eintauchen geführt, da war er, der Schmerz und die Angst vor der Verletzung, für ein Sekundenbruchteil war die Konzentration flöten und ich verpatzte das Eintauchen. So eine Sch……..dachte ich mir unter Wasser. Nach dem auftauchen, der bange Blick an die Anzeigetafel unten rechts in die Ecke. Es leuchtete Platz 2 auf. Verdammt, das kann doch nicht wahr sein, durch meinen Patzer sind wir auf Platz 2, hinter das holländische Team zurückgefallen. Frust………
5. Wettkampftag
Ich hatte frei und konnte meine Blessuren(Trizeps) behandeln lassen und die anderen Springer der deutschen Mannschaft unterstützen.
6. und letzter Wettkampftag
Es stand der 2. Mixed Synchron Wettkampf mit Maria auf dem Programm, diesmal vom Turm. Wir haben uns für 3 Sprünge von 5M und einen Sprung von 7,5M in unserer Wettkampfserie entschieden, nach meiner Erfahrung vom Teamwettkampf sicherlich die richtige Entscheidung. Um zu verhindern, dass der Muskel wieder zu macht, haben wir uns gegen eine große Trainingseinheit entschieden und „nur“ 3 Sprünge zum Einspringen gemacht. Da war klar Spritzer loses Eintauchen war an dem Tag nicht möglich, zu groß der Schmerz. Es galt also die Sprünge so gut wie möglich ins Wasser zubringen. Vor dem Wettkampf noch ein paar letzte gemeinsame Abstimmungen, dann galt es Zähne zusammenbeißen. Wir hatten einen Startplatz im vorderen Drittel des Starterfeldes von 16 Paaren. Die ersten beiden Sprünge liefen bis auf mein Eintauchen wieder sehr gut, Wertungen zwischen 8,0; 8,5 und Platz 2 nach 2 Durchgängen. Dann der erste Kürsprung von 7,5M, wir der Muskel halten? Synchron war sehr gut, Eintauchen wieder schlecht, zum Glück geht nur eine Einzelsprungbewertung in das Gesamtergebnis, dass wichtigste war, der Muskel hielt und wir konnten den letzten Sprung machen. Eine Medaille war greifbar, 3. Nach dem 3. Durchgang. Vor dem letzten Durchgang half mir die Dame vom ungarischen Synchronpaar und lockerte noch mal meinen Muskel. Jetzt konnte ja nix mehr schiefgehen. Ein letztes Mal volle Konzentration, noch mal eine kleine Trockenübung. Dann auf 5M, ich gebe das Kommando, Rückwärtsschraubensalto, der hatte im Training nicht sehr oft geklappt. Ich sage, und ab…..wir springen gleichzeitig ab, Salto Drehung, dann die Schraube, beim Öffnen sehe ich Maria im Augenwinkel, wir sind nebeneinander, alles gut. Dann das Eintauchen, wieder nicht Spritzer los bei mir, aber Synchron dafür umso besser, Wertungen zwischen 8,0 und 8,5 und am Ende Platz 2. Wir haben uns riesig gefreut, bei unserem ersten gemeinsamen Wettkampf gleich eine Medaille erkämpft.